Straßenbahnen in Bayern


Ein wunderschönes Zeitdokument, die Münchner Straßenbahn Richtung Schwabing. Alleine die Uniformen des Personals waren fast schon Furcht einflößend.
Dazu noch die finsteren Mienen. Da wird es kaum Schwarzfahrer gegeben haben.


Eine Szene in Augsburg

 

 

Ein Blick über den Tellerrand muss einfach sein...

In Bayern existieren noch Straßenbahnen in München, Nürnberg, Augsburg und Würzburg.

Sieben Straßenbahnbetriebe begannen mit Pferdebahnen:
München 1876, Ingolstadt 1878 (Wegfall 1921), Augsburg und Nürnberg 1881, Würzburg 1892, Schweinfurt 1895 (Wegfall 1921) und Landshut 1902. Elektrifiziert wurden davon Augsburg und Nürnberg 1898, Würzburg und München 1900 und Landshut 1913. Hof begann gleich mit der "Elektrischen" (1901 bis 1921). Eine interessante Variante stellte die dampfbetriebene Straßenbahn in Augsburg (1886/87) und eine Münchner Linie zum Schloss Nymphenburg in den Jahren 1883 bis 1900 dar. Kaum bekannt ist, dass es auch in Neuötting-Altötting eine Dampfstraßenbahn gab (siehe Ansichtskarte ganz unten). Hat es in Lindau am Bodensee eine Straßenbahnlinie gegeben, die zwischen der Insel und dem Luxushotel Bad Schachen verkehrte? Recherchen brachten eine überraschende Lösung:

Aktuelle Ergänzung vom 16.03.2016:
Mit Hilfe eines Teilnehmers aus dem "Drehscheibe-Online-Forum" konnte die Frage nach der Lindauer Straßenbahn als Faschingsscherz aus dem Jahr 1925 geklärt werden. Das Lindauer Tagblatt brachte in seiner Faschingsbeilage vom 21.02.1925 ein entsprechendes "Gerücht" auf. Näheres kann in diesem Forum gelesen werden: Hier... Wenn man den folgenden Artikel liest, dann versteht man noch mehr...

Ist das der Beweis? Oder hat ein Forumsteilnehmer von "Drehscheibe Online" Recht, der eine Fotomontage vermutet (15.03.2016)? Dicke Oberleitungen, ungelenke Schrift auf dem Wagen und derer gleich 3 wie in einer Großstadt?? Die Auflösung dieses - zunächst - Rätsels kann man oberhalb des Bildes lesen!

Da war wirklich aller Anfang schwer. Nach heutigen Begriffen war das eine wacklige und windige Angelegenheit. Und für die Pferde eine Schinderei. Die Würzburger Pferdebahn befuhr ab 1892 einige Linien.

Etwas vorausschauender oder abwartender war man im Vergleich zu den genannten speziellen Straßenbahnen in Bamberg, Hof und Regensburg und verzichtete auf Pferdebahnbetrieb. Hier begann man gleich mit der "Elektrischen". Auch wenn es lange andauernde Überlegungen gab, erst eine Pferdebahn auszuprobieren. Wenn man sich die Reihenfolge der Inbetriebnahme der elektrischen Straßenbahnen ansieht, muss man feststellen, dass sich Bamberg im Vergleich zu anderen, oft weitaus größeren Städten sehr frühzeitig dafür entschied. So eröffneten München 1895, Nürnberg 1896, Bamberg 1897, Augsburg 1898, Würzburg 1900, Hof 1901, Regensburg 1903 und Landshut 1913 entsprechende Linien. Die Nachkriegswirren des 1. Weltkrieges und die Inflationszeit bedeuteten das endgültige Aus der Linien in Bamberg und Hof. Nach dem 2. Weltkrieg stellte die Straßenbahn in Landshut wegen starker Zerstörungen den Betrieb ein. 1964 folgte Regensburg aus anderen Gründen.

Eine echte Überraschung - Planungen zur Coburger Straßenbahn

Es waren mehrere Zufälle bei Recherchen im Spiel, die mich zu einer alten Postkarte mit einer lustigen Straßenbahnszene in einer Stadt führten. Bei näherem Hinsehen erkannte ich den Spitalturm in Coburg, unserer Nachbarstadt. Ich mailte meinen Coburger Freund und Heimatkundler Lienhard B. an und am 04.09.2015 bekam ich folgende Mitteilung samt einer weiteren tollen farbigen Postkartenlithografie:

"... Gott sei Dank habe ich einen guten Freund, der alles über Coburg weiß und auch ein Forum über die Heimatgeschichte lebendig hält. Er heißt Norbert Niermann, den ich mit einem Abdruck dieser Antwort herzlich danken möchte. Zu Deinen Fragen hat er folgende Antworten parat, die auch für mich neu waren. Es ist durchaus so, dass vor ca. 100 Jahren die Planung in der Innenstadt von Coburg eine Straßenbahn zu bauen, kein Scherz war. Die Planung in Coburg geht auf Louis Anton Freiherr von Horst zurück (geb. 16. 12. 1865, verstorben 06. 09. 1947). Er verbrachte seine Jugend in den USA und erfand damals das Verfahren zur Hopfenentlaugung und wurde 1899 von Herzog Alfred von Coburg in den Freiherrenstand erhoben. Seine Firma in Coburg war überregional bekannt. Er hatte diese Idee.

Weiter ist im Block von Norbert Niermann noch folgendes nachzulesen:

"1900 war bereits der erste Versuch für eine Straßenbahn durch Oskar von Miller. Als Vorbild diente die Straßenbahn in Gotha (1894), die Herzog Alfred von Sachsen-Coburg und Gotha (1844-1900) eröffnete. Geplant war eine Strecke vom Bahnhof bis vor's Ketschentor und eine Vorortstrecke bis Ketschendorf. Weitere Vorort-Strecken waren zur Diskussion: Bahnhof-Neuses über die Lossauerstraße und Kanonenweg 
bis zur Kaserne. Und von der Neustadterstraße bis Oeslau. Weitere Strecken... : Bahnhof-Landkrankenhaus sowie eine Ringbahn vom Bahnhof-Steinweg-Spitalgasse-Markt-Judengasse und zurück; auch eine Abweichung zum Friedhof war geplant. In den folgenden Jahren erwarb Baron Louis von Horst für 500 Mark eine Konzession und legte detaillierte Pläne vor. Der erste Weltkrieg und die Notzeiten ließen die Pläne in Vergessenheit geraten."

Am 29. 05. 1908 ist in der Chronik von Historiker Harald Sandner nachzulesen:

"Der Unternehmer und amerikanische Staatsbürger Louis Anton Freiherr von Horst (seit 1901 Coburger Bürger) zieht sein Angebot zur Errichtung einer elektrischen Straßenbahn in der Stadt Coburg sowie einer Bahnlinie von Coburg nach Sonneberg zurück, da es mit dem Magistrat über die Höhe der Kaution zu keiner Einigung kommt".
 

Also konnten seine Pläne für Coburg nicht verwirklicht werden. In einigen Postkarten lebte seine Idee aber weiter. Es gibt neben Deiner Karte noch eine bunte Postkarte im Besitz von Norbert Niermann. Wir würden uns freuen, wenn diese Zeilen Dir eine Hilfe sein konnten."

Noch ein zusätzlicher Link...

Anmerkung:
Natürlich war das eine große Hilfe und wieder wurde ein fast vergessenes Kapitel ans Tageslicht gebracht. Danke Lienhard für Deine Bemühungen!

Mit Blick auf das Rathaus
So "gefährlich" stellte sich der Karikaturist dieses Verkehrsmittel vor...
Colorierte AK

Spitalturm - alte Ansicht
Diese Leporello-Karte habe ich Ende November 2018 entdeckt. Interessant, dass man 1956 (Poststempel), nach so langer Zeit wieder an eine Straßenbahn in Coburg gedacht hat. Das war mein allererster Gedanke. Nein, es ist (leider) der Wagen eines Personenzuges. Egal, einfach originell!

Galerie bayerischer Straßenbahnen zum Blättern

 

Fantasievolle Juxkarten und Marken auch anderswo

Man überschüttete seinerzeit das neue Kapitel Straßenbahn oft mit sarkastischem Spott. Doch auch die Zukunftsfantasien blühten, wie man den folgenden Kreationen entnehmen kann... Herrlich auch die noch sehr junge "Aktie" der Helgoländer Straßenbahn. Näheres zu dieser Juxkreation: hier ...

Da war was los in Bamberg...
Elektrische Strassenbahn mit automatischer Signallaterne - Original Lithographie, ca. 1890